Scheitern. Geschlechterordnungen und kritische Potentiale des Bildes

Scheitern. Geschlechterordnungen und kritische Potentiale des Bildes

Veranstalter
Prof. Dr. Barbara Lange Marcel Finke M.A.
Veranstaltungsort
Universität Tübingen, Kunsthistorisches Institut, Bursagasse 1, 72070 Tübingen
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.06.2006 - 24.06.2006
Website
Von
Finke, Marcel

Bilder sind stets abhängig von ihren kulturellen, wissenschaftlichen und ideologischen Ausdeutungen, die immer auch Ordnungen des Wissens installieren. Auf medienspezifische Weise tragen sie so zur Konstruktion und Stabilisierung, aber auch zur Demontage von Geschlechterordnungen bei. Bilder werden aber zumeist deshalb einer Kritik unterzogen, weil sie als Instrumente der Durchsetzung und Sicherung bestimmter Machtpositionen fungieren. Zweifellos ist eine solche Bildkritik wichtig. Der Workshop möchte diese Perspektive jedoch auf eine bestimmte Weise umkehren. Er soll weniger einer „Kritik des Bildes“ nachgehen, als vielmehr die impliziten „kritischen Möglichkeiten des Bildes“ beleuchten.

Der Workshop verbindet Fragestellungen aus den Bildwissenschaften, die spezifische Charakteristika des Mediums diskutieren, mit denen der Geschlechterforschung, die den Mechanismen von Identitäts- und Geschlechterhierarchien nachgehen. Er schließt an Debatten über den Charakter des Bildes an und verbindet diese explizit mit den Diskussionen über die Konstruktion von Identität. Ziel ist es, durch die Kombination der beiden Forschungsfelder die wissenschaftliche Methodik zur Analyse der in den visuellen Kulturen wirksamen Mechanismen sowie die Bedingungen ihrer Materialität weiter auszubauen und zu präzisieren.

Das Hauptaugenmerk der Veranstaltung liegt dabei auf Beispielen, die sich mit Problematiken von Geschlechterrollen und Identität befassen. Denn geht man davon aus, dass Bilder eine besondere Rolle bei der Erzeugung von Subjekten spielen, gilt es folgendes zu prüfen: Sind den Bildern selbst kritische Potentiale inhärent, die von den Absichten der Produzenten oder der kulturell dominierenden Deutung unabhängig sind? Bringen Bilder ein Vermögen mit, das stets die Gefahr und die Möglichkeit eines Scheiterns nach sich zieht?

Das Scheitern einer Ordnung der Geschlechter sowie des Bildes wird somit zu einem interessanten Gegenstand der Untersuchung. Denn Scheitern ist nur im Hinblick auf eine Norm möglich. Die Diskrepanz zwischen dem Ideal und der aktuellen Realisierung löst das aus, was man als „produktive Krise“ bezeichnen könnte. Aber welche strategischen, strukturellen oder ästhetischen Potentiale bringt das Medium Bild mit sich, um eine Kritik an dem zu üben, was das Bild eigentlich zur Anschauung bringen sollte? Wo genau liegen die Brüche zwischen Intention und der Eigendynamik des Mediums? Wie sind diese Potentiale für eine Kritik an Geschlechterordnungen und Machtbeziehungen nutzbar?

Wird das Bild in einen Zusammenhang mit medialen, intentionalen, institutionellen, produktionsästhetischen und apparativen Aspekten gestellt, deutet sich die Vielzahl möglicher Untersuchungsebenen an. Es wird deutlich, dass sich die Fragestellung weder auf ein bestimmtes, einzelnes Bildmedium noch auf bestimmte Nutzungszusammenhänge einschränken lässt, sondern nach einem intensiven Austausch auf einer breiten methodischen und theoretischen Basis verlangt.

Programm

FREITAG, 23. Juni 2006 - 14.00 bis 19.00 Uhr

1. Sektion: Intentionen scheitern - intendiertes Scheitern

14.00 Uhr
Barbara Lange / Marcel Finke (Tübingen):
Begrüßung und Einführung

14.30 Uhr
Astrid Fendt (Berlin):
Möglichkeiten weiblicher Subversivität in römisch-antiken Amazonendarstellungen

15.30 Uhr
Kaffeepause

15.45 Uhr
Kia Vahland (Hamburg):
Schönheit als Subversion. Weibliche Idealbildnisse in der Renaissance

16.45 Uhr
Silke Förschler (Trier):
Verkehrte Posen - verkehrte Geschlechter. Modellfotografien von Delacroix und Durieu

17.45 Uhr
Kaffeepause

18.00 Uhr
Christoph Kühberger (Greifswald):
Siegerbilder. Gemalte Besatzungssoldaten in der Lagerliteratur internierter Nationalsozialisten

SAMSTAG, 24. Juni 2006 - 09.00 bis 14.00 Uhr

2. Sektion: Inszeniertes Scheitern - gescheiterte Inszenierung

09.00 Uhr
Julia Gelshorn (Bern):
Scheitern als Prinzip. Rosemarie Trockels Bilder gegen die Eindeutigkeit

10.00 Uhr
Kaffeepause

10.15 Uhr
Matthias Weiß (Berlin):
Was ein Mädchen fühlt. Madonnas "What It Feels Like For A Girl" als feministisch motivierter Bildersturm

11.15 Uhr
Astrid Schmidt (Berlin):
Queering the Gaze. Gender Trouble und Mimikry als bildkritische Interventionen in "M. Butterfly" und "The Crying Game"

12.15 Uhr
Kaffeepause

12.30 Uhr
Barbara U. Schmidt / Manuela Barth (Linz):
Computerwerbung - Repräsentationen einer innovativen und emanzipatorischen Arbeitskultur?

13.30 Uhr
Abschlussdiskussion

Die Teilnehmerzahl des Workshops ist begrenzt! Eine Anmeldung daher notwendig. Dies sowie die Erfragung weiterer Informationen zum Workshop unter der Emailadresse: divers@rz.uni-leipzig.de (Kontakt: Marcel Finke)

Kontakt

Marcel Finke

Universität Tübingen, Kunsthistorisches Institut

divers@rz.uni-leipzig.de


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